Sharon Welch

Liebe zur Freiheit - Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik

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Sharon Welch

 

Ina Prätorius: 

hier die angekündigte Information über Sharon Welchs "Ethic of Risk". (Ihr erinnert euch: ich vermutete in diesem neu aufgelegten Buch einen wichtigen Beitrag zu unserem derzeitigen Thema "Illusion Sicherheit"). Tatsächlich: Welch hat schon in den 80er Jahren ein ethisches Denken entwickelt, das die durchgehende, aber selten als solche thematisierte Voraussetzung der westlichen Mainstream-Ethik, Handeln sei plan- und berechenbar, als Illusion entlarvt. Dagegen setzt sie eine Sicht von Handeln - und damit Ethik - , die damit rechnet, dass die Ergebnisse von Handlungen grundsätzlich unberechenbar sind, dass deshalb niemand "allein" handeln kann und dass es zum wirksamen Handeln gerade die Fähigkeit braucht, Risiken einzugehen, auf andere zu vertrauen und die Güte der eigenen Tat nicht  am Erfolg zu messen bzw. eventuell an einem erhofften Erfolg in zwei oder drei Frauen-Generationen. Welch hat weder Arendt noch die Flugschrift gelesen. Sie stützt sich bei ihrer Argumentation auf die literarische Tradition der afroamerikanischen womanistischen Gemeinschaft. Das ist zwar recht plausibel, macht das Buch aber für mich irgendwie typisch amerikanisch-kitschig, weil Welch nämlich selber eine "white middleclass academic" ist, diese Identität auch dauernd auffällig vor sich her trägt und - bei aller politisch korrekten Selbstkritik - die Afroamerikanerinnen idealisiert und für ihr Denken instrumentalisiert. Interessant finde ich vor allem die Art, wie sie gegen das androzentrische Ethik-Konzept argumentiert und die Klarheit, mit der sie darlegt, was Handeln sein kann und was nicht. Wenn ich nun diesen Denkansatz mit Arendt, den Italienerinnen und der Flugschrift zusammen-denke, dann ergibt sich daraus ein profiliertes Konzept von Ethik, das mal jemand (noch) genauer (als Welch) auf den Punkt bringen sollte, vielleicht ich. Und übrigens: wenn mich ein Denken fasziniert, dann probiere ich immer gleich mal aus, ob es im Alltag funktioniert. Diese Vorstellung, dass Handeln immer - auch wenn ich ganz gut nachdenke - "ins Blaue" geschieht, wirkt sich in meinem Alltag positiv aus: anti-zynisch, anzi-resignativ, anti-depressiv, freudefördernd. (20.3.01)

 

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